Dachfenster bei Wohnwagen oder
Wohnmobil schnell und einfach auswechseln
Präambel
Kippfenster in Wohnwagen ö.ä. sind in der Regel mit
einer schwarzen
oder grauen Klebmasse (PIB = Polyisobuten) von oben abgedichtet und
einem Konterrahmen von innen her verschraubt. Die Klebmasse ist/war
elastisch und sorgt für eine Dichtung gegen das Eindringen von Wasser
von außen. Während die Dachfenster bei Wohnwagen eine permanente
Lüftung nach außen gewährleisten sollten, ist diese bei Wohnmobilen als
Standard zu sichern.
PIB klebt in älterem und kaltem Zustand sehr verbissen, was bedeutet,
dass es eines erheblichen Aufwands bedarf, will man eine solche
Verbindung lösen - es sein denn man bedient sich gewisser Tricks. Genau
diese werde ich hier beschreiben.
Die 6 Stufen bis zum sauberen Ausbau des alten
Fensters
- Druck von unten
- Wärme
- Trennen der Klebeverbindung
- Abstand halten durch Keile
- Abrubbeln der Dichtmasse
- Säubern der Umgebung der Fensteröffnung
1 Druck von unten
Abschrauben des
Innenrahmens nicht vergessen.
Zum Abheben des Fensterrahmens vom Blech ist es nützlich, das Fenster
von unten her anzuheben. Das gelingt am besten dauerhaft mit
gleichbleibender Kraft durch den Einsatz einer Vorrichung, wie man sie
zum Montieren von Einbaudecken im Wohnbereich verwendet. Ich verwende
diese Stützen auch zum Stabilisieren der Decke im Wohnwagen im Winter
(Stütze gegen Schneelast). Der Vorteil dieser Dinger ist, dass man die
Länge des Stützgestänges durch einen Handhebel und eine Arretierung
verstellen kann.
Mit einem Bodenbrett (ca. 40cm x 40cm) und einem Widerlager am alten
Fenster (20cm x 20cm) spanne ich eine solche Stütze zwischen Fußboden
und geöffnetes Dachfenster so, dass ein deutlicher, aber nicht zu
großer Druck das Fenster anhebt.
2. Wärme löst die Verbindung
Beim ersten von den drei Dachfenstern meines Wohnwagens
versuchte ich
alleine durch Hebeln mit einem Schraubenzieher die Dichtmasse zum
Aufgeben zu bewegen. Ein Gummihammer half dabei. Als nach etwa 1 Stunde
das Dachfenster draußen war, hatte ich etliche Dellen und Leckagen in
das Alublech des Dachs gedrückt. Außerdem zeigten sich an zwei Ecken
kurze Risse im Blech. Der Rest der Dichtung klebte wie irre am Blech
und ließ sich nur sehr schlecht und unzureichend gut entfernen.
Aufheizen mittels eines Heißluftföhns brachte Besserung, wenngleich die
Wirkung bei weitem nicht optimal ausfiehl. Nachwaschen mit Benzin war
aussichtslos angesichts der Dicke der verbliebenen Schichtdicke des
Klebers.
Beim zweiten Dachfenster änderte ich daher das Vorgehen erfolgreich.
Die Stütze von unten sorgte für eine abhebende Kraft. Damit diese das
Blech nicht unnötig dehnen musste, erhitzte ich den Rahmen des alten
Dachfensters von außen mit dem Heißluftföhn, jeweils 20 cm für etwa 1
Minute. Damit das umbebende Blech des Dachs und das darunterliegende
Styropor nicht zu heiß werden konnte, schützte ich es mit einem Stück
verzinktem Eisenblech gegen den Hitzeeinfluss.
3. Trennen der Klebeverbindung
Mit einem Flachschraubenzieher (Breite 10mm), den ich
zwischen Fensterrahmen und Dachblech schob, löste ich durch Verdrehen den ersten
Kontakt der Dichtmasse. In Fäden und Bändern begann sie sich zu dehnen,
der Fensterrahmen hob sich langsam durch die Kraft der Stütze, das
Dachblech begann sich wieder zu senken. Weiteres Erhitzen des Rahmens.
4. Abstand halten durch Keile
Trennen der Dichtmassefäden mit dem Schraubenzieher und
stabilisieren des gewonnenen Abstands durch Holzkeile und Klötze.
5. Abrubbeln der Dichtmasse
Die Dichtmasse bleibt bei der beschriebenen Prozedur
teilweise am alten
Fensterrahmen und überwiegend am Dachblech kleben. Letzteres dient dem
Schutz desselben gegen Verformung beim Abheben des Fensterrahmens. Man
sollte also den Schraubenzieher als Trennwerkzeug mehr am Fensterrahmen
als in der Nähe des Dachblechs einsetzen.
Beim dritten Rahmen den ich entfernt habe, verwendete ich folgende
Technik, die, wie ich meine die beste Methode darstellt. Der Druck von
unten durch eine Spannstütze gegen den Fußboden realisieren. Erhitzen
des Rahmens wie beschrieben mit hitzeabweisendem Blech. Einschieben
eines Holzkeils und Verdrehen um die Längsachse desselben löst die
Verklebung sehr rasch. Holzklotz dazwischen schieben, um eine
Wiederverklebung zu verhindern. Jetzt die beiden anschließenden Kanten
der Luke erhitzen - 3 bis 4 Minuten insgsamt. Dachblech nach unten
drücken und Fensterrahmen vorsichtig anheben. Die vierte Kante des
Rahmens erhitzen und nach ca. 1 bis 2 Minuten die Luke komplett aus der
Dachöffnung heben.
Trotzdem muss die alte Dichtmasse entfernt werden. Das gelingt am
besten, wenn der Flachschraubenzieher möglichst parallel zum Dachblech
geführt wird. Dabei wechseln das Wegschieben dickerer Schichten und das
Hin- und Herrubbeln bei dünneren Schichten ab. Das Ergebnis zeigt die
Abbildung. Je flacher die Schraubenzieherklinge zum Dach geführt wird,
desto besser ist der Erfolg. Zu steile Haltung des Werkzeugs führt zur
Verletzungs des Dachblechs und zu einem Verschmieren der Dichtmasse.
Ein Schraubenzieher mit einem ca. 1mm dicken Ende der Klinge, das
rechtwinklig zu den Seitenflächen geschiffen ist, bringt eine
wesentlich bessere Wirkung als eine messerscharfe Klinge. Außerdem
lässt sich eine dickere Schicht besser wegschieben wie eine dünne.
Gearbeitet wird immer schräg von außen zum Loch, damit das Blech nicht
reißt und man sich nicht am Blech verletzt, falls der Schraubenzieher
abrutscht.
6. Säubern der Umgebung der Fensteröffnung
Die Reste der alten Dichtmasse können durch Abreiben
mit einem Tuch
entfernt werden, das mit Waschbenzin getränkt ist. Nachfeuchten mit
Benzin und Auflockern des Tuchs (Küchenrolle oder einfach Klopapier)
verbessern den Effekt.
Gegebenenfalls sind auch Algenbefall und sonstiger Schmutz in der
Umgebung der Montagestelle mit Wasser und einem Detergenz zu entfernen.
Der Bereich ist mit sauberem Wasser nachzuwaschen.
Trocknen der Umgebung des Ausschnitts, in dem später die Dichtmasse
greifen soll, mit dem Föhn ist anzuraten.
So kann man die Patrone mit dem Dichtmaterial über einige Zeit vor dem
Austrocknen schützen.
Der Einbau des neuen Fensters
- Am besten steckt man ds neue Fenster schon mal vorab in die Dachöffnung, um den
Sitz zu prüfen. Es kommt ganz übel, wenn man beim Einsetzen mit aufgetragener Dichtmasse
feststellt, dass der Ausschnitt um 1-2mm zu klein ist!
- Der Dachausschnitt muss ca. 2mm bis 4mm weiter
sein wie das einzubauende Fenster
- Das Scharnier (falls ein solches vorhanden ist)
gehört stets in Fahrtrichtung
- Mit Dichtmasse (PIB) sollte man nicht sparen
Der neue Fensterrahmen wird auf den entsprechenden
Abstand angepasst.
Das heißt: Dicke der Dachkonstruktion messen und die Abstandshalter des
Fensters geeignet kürzen. Auf welche Länge das zu geschehen hat, gibt der Hersteller anhand einer Tabelle vor.
Die Dichtmasse (z.B. Dekalin: Dekaseal 8936 - 300g Tülle ca. 11
Euronen(2013)) wird in einem gleich
dicken Strang von ca. 1,2cm bis 1,5cm Durchmesser entlang der
Vertiefung des
Fensterrahmens auf den selbigen aufgebracht - lieber zu viel wie zu
wenig! Herausgedrücktes PIB lässt sich ganz einfach abtupfen, falls
überhaupt nötig. Weil das Zeug auch gut an den Fingern klebt, zieht man
besser Nitril-Einweg-Handschuhe an.
Abdeckhaube mit Rahmen von außen so auf das Dachblech setzen, dass
zwischen Rahmen und Ausschnitt überall ca. 1mm bis 2mm Abstand sind -
festdrücken.
Innenrahmen ansetzen und jeweils diagonal mit Schrauben zunächst leicht
fixieren. In zwei bis drei Zyklen die Schrauben dann so weit anziehen,
dass
der Außenrahmen gut gegen das Dachblech gezogen wird und die Dichtmasse
deutlich herausgedrückt wird. Überstände können glattgestrichen oder
(aber müssen nicht) abgetupft werden.
Evtl. vorhandene Schutzfolie abziehen.
Fazit
Aus- und Einbau eines Dachfensters nach dieser
Anleitung dauert ca. 1,5 Stunden. Einen Großteil der Zeit braucht man
für das restliche Ablösen der Dichtmasse auf dem Dachblech.
Ein besonderer Dank geht an die freundlichen und hilfsbereiten Leute
der Firma Fritz Berger in Neumarkt, von denen ich z.B. den Tip mit dem
Heißluftföhn bekommen habe.