Gesamtentfernung: ca. 80 km
Zeitbedarf: ca. 8 Stunden
Zur Schreibweise: Trotz einiger Stunden Recherche
war es leider nicht möglich, für die Zeichen c, r und e mit Hatschek
in HTML eine Darstellungsmöglichkeit zu finden.
Die Tour startet
in Waldsassen und ist eine Grenzlandfahrt.
Das erste Ziel ist das 12 km entfernte Neualbenreuth, das man über die
St2175 erreicht.
Auf der Strecke ab der Einmündung von Hatzenreuth am Waldrand ergibt sich
immer wieder
ein Blick nach links, hinüber nach Tschechien. Im Tal fließt, zum
Teil als Grenzbach,
der Muglbach, dem wir auf der Tour später noch die Referenz erweisen werden.
Die wechselhafte
Geschichte Neualbenreuths geht bis ins 13. Jhd, zurück und hat
sowohl mit dem Kloster Waldsassen aber auch mit der böhmischen Stadt Eger
zu tun.
Davon zeugt der Name des Gebiets um Neualbenreuth herum, der Frais (sprich "Fraisch").
Die Bauern in der Gegend waren den Egerer Magistratsherrn zinspflichtig,
nachdem das Kloster Waldsassen den Ort mitsamt seinen Einkünften der Stadt
Eger verkaufte.
Die Kirche St.
Laurentius von Rom wurde in den Jahren 1730 bis 1733 im Barockstil erbaut,
der Turm erst knapp 50 Jahre später fertig gestellt.
Die Scheinarchitektur des Hochaltars ist gemalt. Ein Deckengemälde stellt
die Patrona Bavariä dar,
die einen Engel mit weiß-blauer Fahne nach Neualbenreuth sendet.
Tatsache ist, dass Neualbenreuth nach Abschluss des Wiener Vertrages wieder
an das Königreich Bayern kam.
Nach den ersten Neubauhäusern links der Straße sehen wir die Kirche
von "Neialwaraat".
Die Kleine Kappl bei Neualbenreuth ist für Hochzeiten beliebt. Feiern
kann man im dortigen Gasthof.
So sieht man St. Laurentius im Abendlicht von der Kleinen Kappl
aus. Hinter der Kirche erstreckt sich der flache Hügel des Steinbühls.
Von Neualbenreuth
aus kann man Abstecher zur Kleinen Kappl und zum Sibyllenbad machen.
Das wird aber eine eigene Tour werden.
Wir nehmen jetzt
vom Marktplatz aus, vor bei an der Metzgerei Schöner,
die Turmstraße, die so heißt, weil sie zum Grenzlandturm hinaufführt.
Die dritte Querstraße links ist die Zollstraße.
Der folgen wir hinauf bis zur Grenze am Steinbühl,
am Straßenrand finden wir zwei Wegkreuze.
Jetzt geht es auf
Schusters Rappen weiter. Wir folgen dem geschotterten Radweg Richtung Nordosten
bis der Weg nach Norden einschwenkt und nehmen dann scharf nach
links den Hohlweg in dem kleinen Wäldchen bergab. Nach ca. 300 Metern
stehen wir vor den steil aufragenden Wänden des Eisenbühls (elezna
Hùrka).
Bitte um Ehrfurcht, denn diesen Ort hat bereits Goethe auf einer seiner Reisen
besucht.
Der Eisenbühl
gilt als der bislang jüngste Vulkan Böhmens und der Egerer Senke.
In verschiedenen Epochen wurden bei den Ausbrüchen unterschiedliche Materialien
abgelagert.
Nachdem bei einer Eruption ein Teil der Schichten weggesprengt wurde,
wurde nur noch gasreiche Schlacke (das schwarze poröse Zeug) abgelagert.
Teils mächtige Brocken liegen noch am Wegrand und im Gebüsch herum,
kaum verwittert, so als wäre der Ausbruch erst vor ein paar Tagen oder
Wochen erfolgt.
Tatsächlich ist - Probebohrungen zufolge - das Ganze aber bereits 200 Mio.
Jahre her.
Ein eher merkwürdiges Gefühl schleicht sich in der Magengegend ein,
wenn man mitten im Krater daran denkt ...
Immerhin hieß
es kürzlich, dass die häufiger werdenden leichten Erdbeben im
und um das Egerer Becken herum darauf hindeuten könnten,
dass in den nächsten 30 Jahren in dieser Gegend irgendwo ein neuer Vulkan
entstehen könnte.
In der Gegend um Soos, nahe Franzensbad, gibt es einen Geopark,
in dem man anhand blubbernder , stinkender Quellen die vulkanische
Tätigkeit im Untergrund erahnen und riechen kann. Aber auch das wird eine
eigene Tour.
Die Schackehügel haben ein Höhe von gut 5 Metern.
Hier sieht man deutlich die mit Sedimentmaterial durchsetzten Schichten,
die von reiner magmatischer Schlacke überlagert sind.
Wir verlassen den
Vulkan auf dem gleichen Weg, auf dem wir gekommen sind und
erfreuen uns an einem herrlichen Weitblick vom Steinbühl
oberhalb von Neualbenreuth auf die Erhebungen des Fichtelgebirges.
Zurück in Neualbenreuth
überqueren wir jetzt die Turmstraße. Die Raiffeisenstraße
führt mit einem
Knick rechts am Lagerhaus vorbei. An der Einmündung in die Tirschenreuther
Straße biegen wir links ab.
Auch in Platzermühle halten wir uns links, Richtung Mähring.
Am Weiler Buchgütl finden
wir eines der im ganzen Landkreis verstreuten steinernen "Sühnekreuze".
Drei weitere stehen am Straßenrand bei Pfaffenreuth,
nochmals drei am Ortsrand von Kondrau.
Der nächste Ort ist Altmugl.
Gleich an der Ortsgrenze zweigt ein schmales Sträßchen nach rechts
ab zur Muglmühle.
Nachdem wir den Muglbach überquert haben, suchen wir uns einen Parkplatz.
Ein Waldweg führt leicht bergauf über querwachsende Wurzeln, später
erschweren tiefe Furchen von Fuhrwerken
das Fortkommen. Erhöhte Achtsamkeit erhält die Fußgesundheit.
Ein Fortkommen mit dem Fahrrad ist nur
ganz bedingt möglich.
Nach ca. 300 Metern führt
ein Pfad nach links den Hang hinab, ein Schild verweist auf den
Muglbachfall. Der Muglbach entspringt in Tschechien als Mohelnský Potok
und durchquert
im weiteren Verlauf das Quellengebiet der Waldsassener Trinkwasserversorgung.
Was aus den Brunnen dort überläuft speist zusätzlich den Bach
- im Sommer allerdings
eher dürftig. Nur wenn es vorher ausgiebig geregnet hat, führt der
Bach ausreichend Wasser.
Natürlich müssen wir
den gleichen Weg auch hier wieder zurück.
Als Alternative böte sich der Weg auf der anderen Seite des Bachs,
steil bergauf zum Parkplatz an der St2175. Aber das Auto steht ja an der Mühle.
Der Bach fließt Richtung
Neualbenreuth, unterhalb der Kuranlage des Sibyllenbads
Richtung Querenbach, dann als Grenzbach zwischen Bayern und Tschechien
und schließlich unterhalb Altkinsberg (Starý Hroznatov) wieder
auf tschechisches Gebiet.
Das Wasser des Mohelnský Potok mündet kurz darauf in die Wondreb
(Odrava) und
landet so via Eger (Ohre) und Elbe (Labe) in der Nordsee. Die Quellbäche
der Naab entspringen
alle südlich der Wasserscheide und schicken ihr Wasser via Donau ins
Schwarze Meer.
Die Wasserscheide verläuft über das Fichtelgebirge, den Steinwald,
südlich an Mitterteich,
südwestlich an Dippersreuth und Ahornberg vorbei und dann in Richtung
tschechischer Grenze.
Wir sind zurück in Altmugl
und setzen die Tour an der Einmündung in die St2175
nach rechts fort. Am Ortsausgang von Altmugl stoßen wir am
linken Straßenrand auf die Überreste einer über 300 Jahre
alten Buche.
Wir folgen der St2175 weiter
Richtung Mähring. Kurz nachdem der Wald rechts und links der
Straße begonnen hat, passieren wir den vorhin angesprochenen Wanderparkplatz,
von dem aus ein Weg zum Muglbachfall führt.
Weiter geht es durch den Wald,
hin und wieder fällt der Blick nach links auf Grenzmarkierungen.
Nach weiteren 2,8 km macht die Straße eine weite Rechtskurve, der wir
aber nicht folgen
sondern nach links in die kleine geteerte Seitenstraße abbiegen.
Nach etwa 100 Metern stehen wir vor der Kirche Skt. Nikolaus - der "Niklaskirchn".
Auf der Wüstung, heute
300m von der tschechischen Grenze entfernt, stand einst das Dorf Höglstein
und ein Holzkirchlein, dessen erste Erwähnung auf das Jahr 1115 zurückgeht.
Zur Erinnerung, die Gründung Waldsassens wurde auf das Jahr 1133 datiert.
Durch Husiteneinfälle wurde
das Dorf zerstört, nur das Kirchlein blieb als einziges stehen.
Seuchen wüteten unter der Bevölkerung und so wurde das Dorf nicht
wieder aufgebaut.
Als ein Blitzschlag das Holzkirchlein zerstörte, baute man um 1899 die
jetzige
Kirche aus Stein, die in den 90-er Jahren renoviert wurde.
Einmal im Jahr, am 15 August,
wird die Waldesruhe gestört, da feiert die Kirchengemeinde
Mähring hier das Niklaskirchnfest.
Entlang der Grenze gab es auf
tschechischer Seite etliche Dörfer im grenznahen Bereich. Nach dem
Zweiten Weltkrieg
wurde die deutschstämmige Bevölkerung dort enteignet und vertrieben.
Die Heimatvertriebenen errichteten in Folge an verschiedenen Stellen an
Erhebungen Aussichtstürme, um die ehemalige Heimat über den Eisernen
Vorhang
hinweg wenigstens sehen zu können,
Besuche waren bis zum Ende
der CSSR nicht möglich. Einer dieser Türme, der Grenzlandturm, steht
in Neualbenreuth, ein anderer
auf einer Erhebung über Mähring. Hier wurde ursprünglich eine
Kapelle
zur Erinnerung an die Verstorbenen aus dem Bezirk Plan/Weseritz errichtet.
Später entstanden an der Stelle die St. Anna-Kirche und der Aussichtsturm.
Wir überqueren die deutsch-tschechische
Grenze am Grenzübergang Mähring und
begeben uns auf der 201 in Richtung Broumov, Zadní Chodov, Trstènice.
Dort geht's auf der 21 Richtung Cheb (Eger) über Drmoul (Dürrmaul)
bis zum
Ortsausgang von Starý Voda (Altwasser). Dort
zweigen wir links ab und erreichen
auf einer schmalen, löchrigen Straße den Ort Vysoká. (Maiersgrün).
Nach der Viehweide
links abbiegen, weiter bis man vor der Kirche ohne Dach steht.
Sie ist dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht - Sv. Jana Krtitele.
Von der ursprünglichen Kirche stehen noch der Turm und die Mauern.
Der Eingang liegt an der linken Seite.
Im Turm befindet sich ein Raum, an dessen Mauern man Erinnerungsfotos
an die ehemaligen Bewohner des Dorfes entdeckt.
Durch ein altes Fenster an der Südseite dringt gedämpftes Sonnenlicht.
An der Türwand hängt ein Eichenkreuz - das Schild darunter sagt mir,
dass es von der Familie Stilp aus Waldsassen gestiftet wurde.
Herrn Stip Senior hab ich gekannt, er hatte eine Holzperlenmanufaktur
in der Neualbenreuther Straße zu Waldsassen. Dass er von hier stammt,
wusste ich nicht.
Auf dem Rückweg nach Stará
Voda bietet sich uns ein herrlicher Blick auf den Kaiserwald.
An dessen Fuß liegt Kynvart, das wir als nächstes ansteuern
um über den Kaiserwald
auf der 210 nach Kynperk nad Ohrí zu fahren. Dort werden wir,
wie immer, wenn wir in der Gegend sind, in der Brauerei U Cajice (zum Hasen)
unsere Vorräte an tschechischem Bier auffüllen.
In Starý Voda biegen
wir rechts in Richtung Marienbad ab um gleich danach die 212 nach Königswart
zu nehmen.
Im Ort links ab Richtung Kirche und schließlich, auf der 212 bleibend
halb rechts ab,
unterhalb der Kirche vorbei, den Berg hinauf und
dann immer der Nase nach.
Die 212 ist großenteils
in passablem Zustand. Der Anstieg auf der Südwestseite des Kaiserwalds
ist durchaus mit einer Passstrecke in den Alpen vergleichbar. Weite Wiesenflächen
kennzeichnen
den Bereich der Hochfläche, bis dahin fährt man durch schier endlosen
Wald.
Die Straße ist eher schmal, in den engen Kurven wird es bei Gegenverkehr
kritisch.
Schließlich
erreichen wir im Tal die alte Straße von Eger nach Karlsbad, wir biegen
links ab
und folgen ihr bis zum Kreisel vor Kynperk. Die erste Ausfahrt führt
uns zum Hasenbräu, U Cajice.
Nach einer guten Brotzeit geht's zum letzten Ziel der Tour, dem Soldatenfriedhof bei Eger.
Von der Autobahn kommend (Anschlussstelle 164) folgen wir der Umgehungsstrecke
und machen am Friedhof von Eger Halt. Im südlichen Teil befindet sich das
Gräberfeld
des Soldatenfriedhofs. Auf den Grabsteinen finden sich die Namen von deutschen
Soldaten, die hauptsächlich
in den letzten Kriegtagen 1945 gefallen sind. Neben Gräbern mit Namen auch
viele namenlose Grabsteine.