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Radioaktive Umgebung

Granit strahlt. Klar, weiß jeder. Aber wie stark ist die Belastung? Ich hab' das mal in ein Paar Messungen festgehalten. Der Marktplatz in Neumarkt ist mit Granitsteinen aus der nordöstlichen Oberpfalz gepflastert. Neumarkt selbst liegt im Oberpfälzer Jura, also auf Kalkstein. Hin und wieder gibt es gewaltige Sandvorkommen, woraus die örtliche Bauindustrie Gewinn zieht. Bei Messungen in der Landschaft sollte man darauf achten, dass die Objekte trocken sind. Wasser oder Feuchtigkeit verringern die Messrate, weil Wasser Alpha- und Betastrahlung absorbiert. Folgende Messungen wurden mit dem Inspector durchgeführt. 



Untergrundstrahlung

Der Mittelwert über die letzten drei Jahre beträgt etwa 36 CpM. Der Wert hängt in der Hauptsache vom Radongehalt der Luft und von der Höhenstrahlung ab. Im Juragebiet besteht der Untergrund aus Kalk, der keine radioaktiven Bestandteile enthält.  Auch im Jura kann es aber durch Sand- und Lehmablagerungen, die stets Spuren von Uran und Thorium enthalten, zum Exhalieren von Radongas kommen. Das Radon in der Luft ist durch spezielle Messverfahren eindeutig nachweisbar. Die Radonbelastung der Umluft führt zwar zu Schwankungen der Hintergrundbelastung, ist aber ansonsten nicht direkt nachweisbar. Nur spezielle Messverfahren lassen einen Nachweis der  Radonbelastung der Umluft zu. 


Messungen auf dem Neumarkter Marktplatz

Der Marktplatz in Neumarkt ist mit Granit gepflastert. Einen der Steine habe ich von Herrn von Philipsborn erhalten. Wie der dazu kommt? Ganz einfach, gewisse farbige Leute hatten ihm Proben zur Untersuchung gebracht ob die Steine auch nicht zu viel strahlen. Nun, hier das Ergebnis:

Die Nullrate im Messraum war 42 CpM. Das ist relativ hoch für Neumarkt, aber in der Schule wird in den Ferien halt mal nicht gelüftet.

Direkt auf dem Stein war die Bruttorate 103 CpM 
- 42 CpM 
bleiben Netto  61 CPM 
mit Papierzwischenlage  Netto  54 CpM 
mit 2mm Alu-Blech dazwischen  Netto 29 CpM 

Und jetzt vergleichen Sie das mal mit dem Straßenpflaster in Thüringen, so wie es heute noch verlegt wird. Interessant sind auch die verschieden hohen Anteile der Strahlungsarten. Sie können ja mal die Prozente ausrechnen, dann haben Sie auch was zu tun.


Bachsand aus der großen Ohe und dem Ölbach bei Riedlhütte

Durch das Auswaschen der Granit und Gneisformationen in den Hochlagen des Bayerischen Waldes wird Schwermineralsand in den Bächen in Tal befördert und in den Flussläufen dort abgelagert, wo die Fließgeschwindigkeit stark abgenommen hat. Früher wurde das von den Goldwäschern ausgenutzt. Heute findet man zwar kein Gold mehr, aber es lässt sich immer noch der Schwermineralanteil aus dem Bachsand gewinnen. Etwa 10 Liter Sand aus dem Seebach unterhalb des Rachel sind durch die Waschschüssel gewandert, um dieses Konservengläschen Schwermineralsand zu gewinnen. Die Hauptbestandteile sind Ilmenit (schwarz) Monazit (beige) und Granat (rot). Die Zählrate beträgt 229 brutto.

 

Radongehalt der Luft

Radon ist als Edelgas stets in geringen Mengen in der Umgebungsluft enthalten. Als Folgeprodukt der Uran-Radium-Zerfallsreihe ist es allgegenwärtig. Die Konzentration ist in Gebieten mit uranhaltigen Mineralien im Untergrund immer höher als in Regionen mit z. B. Kalk. 

Radongas ist in Wasser löslich. Nach längeren Trockenperioden zeigt sich ein Anstieg des Radongehalts der Umluft. Er ist über die Philionplatte direkt nachweisbar. 

Erfolgt nach einer längeren Trockenperiode ein Regen, dann enthält der erste Niederschlag das ausgewaschene Radongas

Versuch: 

Nachweis von Radon in der Umluft

  • Philionplattenset
    (siehe unten)
  • Inspector
  • Uhr
Zunächst wird der Nulleffekt auf der Philionplatte gemessen. Der Halter für die Philionplatte wird zusammengesteckt, dann die Platte mit einem Stück Fell gerieben und so auf ca. -20 kV  aufgeladen. Man kann das mit dem Handrücken überprüfen. Die Platte wird auf den Halter mit der geriebenen Seite nach oben gelegt und für 5 Minuten der Luft exponiert. Danach wird unmittelbar die Bruttozählrate für eine Minute bestimmt. 
Aufbau:
Ergebnis:

Je nach Radongehalt der Luft und je nach Luftmenge, die mit der Platte Kontakt hatte (Zugluft begünstigt den Effekt) erhält man erstaunliche Zählraten.

Nulleffekt: 36 CpM
Brutto: 529 CpM
Netto: 493 CpM

Prüft man außerdem noch die Alpha- und Betaanteile der Strahlung, so stellt man fest, dass bei der ersten Messung viel Alphastrahlung dabei ist. Bei der zweiten Messung ist der Alphaanteil gesunken und der Betaanteil hat zugenommen. 

Erklärung:

Durch den Rückstoß, den beim Zerfall eines Radonkerns der Restkern Polonium durch das wegfliegende Alphateilchen erhält, verliert das Poloniumatom einzelne Elektronen seiner Hülle. Es wird positiv geladen. Solange es sich noch nicht an Aerosolteilchen der Luft (Staub, Rauch) angelagert hat, ist das Ion sehr beweglich und kann von der negativ geladenen Philionplatte (Polystyrol) angezogen und festgehalten werden. 

Polonium hat eine Halbwertszeit von ca. 3 Minuten und ist wie Radon ein Alphastrahler. Es zerfällt zu Blei Pb214. Mit einer Halbwertszeit von 27 Minuten zerfällt Pb214 zu Wismut Bi214.  Wismut Bi214 ist wie Pb214 ein Betastrahler. Seine Halbwertszeit mit es zu Polonium Po214 zerfällt ist 20 Minuten.

Das eingefangene Polonium ist wegen seiner kurzen Halbwertszeit schnell umgesetzt. Die Folgeprodukte sind etwas langlebiger. So kommt es, dass am Anfang ein höherer Alphaanteil festgestellt wird. Nach 20 Minuten sind fast 7 Halbwertsperioden vergangen und von dem ursprünglichen Polonium Po218 nur noch etwa 1% übrig. Der Anteil der Betastrahler Pb214 und Bi214 überwiegt.

Uran-Radium-Zerfallsreihe
(Ausschnitt)


Messungen im Keller eines Wohnhauses

Im Frühjahr 1999 wurde ich zur Messung der Radonbelastung eines Wohnhauses im Raum Pyrbaum gerufen. Das Wohngebiet liegt auf einer Tonschicht über Kalkgestein.

Messungen mit der Philionplatte (siehe oben) ergaben leicht erhöhte Radonwerte im Keller des  Anwesens, in dem sich auch das Schlafzimmer befand. Drastisch höhere Werte (1400 CpM) maß ich in einem nicht belüfteten Kellerraum des Hauses. In diesem Kellerraum befindet sich ein Revisionsschacht für den Wasseranschluss, der direkten Kontakt mit dem Mutterboden aufweist. 

Abhilfe schaffte ein Lüftungskanal mit Ventilator, der die Raumluft in regelmäßigen Zeitabständen austauscht.


Straßenpflaster in Thüringen

Halber Pflasterstein - oben in der Mitte befindet sich der Angussstutzen in den die glutflüssige Masse aus den Kupferschieferrückständen (siehe unten) in die kubische Gießform gefüllt wurde.

Ausschnitt aus einem Pflasterstein. Mit an die 200 CpM liegt der Strahlungswert deutlich über den maximal ca. 140 CpM für heimischen Granit. 

Das Material wird heute offensichtlich immer noch gerne eingesetzt. Ein Parkplatz in Helfta bei Eisleben wird gerade (August 2000) so gepflastert.

Das ist der Stoff aus dem die Pflastersteine sind. Riesige Halden davon lagern seit ca. 50 Jahren im Kupferschiefer-Revier um Mansfeld östlich dem Harz in Sachsen-Anhalt

Versuch: 

Bestimmen der Strahlungsanteile der Schlacke
  • Stück Pflasterstein oben rechts,
  • Blatt Papier
  • 2mm Alublech
  • Inspector
Der Timer des Inspectors wird auf eine Minute eingestellt. 
Zunächst muss der Untergrund gemessen werden: 34 CpM.

Dann werden in drei Messgängen 

 

  • der Stein direkt an der Oberfläche
  • mit einer Papierzwischenlage
  • mit der Alublechzwischenlage

Brutto

  • 190 CpM

  • 158 CpM

  •   52 CpM

Netto

  • 154 CpM

  • 122 CpM

  •   18 CpM

vermessen. Für die Berechnung der Nettowerte wird von den Bruttowerten jeweils der Untergrund abgezogen. 


Ergebnis:

Das Papier schirmt die Alphastrahlung ab. So entfallen 154 - 122 = 32 CpM auf den Alphaanteil. 122 - 18 = 104 CpM entfallen auf den Betaanteil, weil das Alublech diesen abblockt. Die restlichen 18 CpM gehen auf das Konto des Gammaanteils. Für diese letzte Messung ergibt sich die einfache Standardabweichung zu 7 CpM (=Wurzel aus Nettowert + Untergrund). Mit fast der dreifachen Standardabweichung ist selbst der Wert von 18 CpM noch signifikant.

Tuffstein aus Italien und Granit aus Flossenbürg

Woraus wohl dieses Mäuerchen vor dem Hotel ist? Mal messen - Uhps! Über 200 CpM hatte das Ding. An einer Baustelle wurden ähnliche Steine verarbeitet, und ich habe mir einen schenken lassen. 

Versuch:  Untersuchung auf Radongehalt eines Gesteins
Zu Hause packte ich einen quaderförmigen Abschnitt des Steins in radondichte Folie. Dann wurde ein kreisförmiges Loch von 5 cm Durchmesser aus der Folie herausgeschnitten. Ein weiteres Stück Folie wurde mit einem runden Fleck dünner Aktivkohle bestreut und über das Loch geklebt. 

Den Inspector habe ich an den PC angeschlossen und mein Zederprogramm steuerte nun den Geigerzähler so, dass er jede Stunde für 30 Minuten gemessen hat. Die Messreihe dauerte ca 85 Stunden also gute drei Tage. Dabei wurde der Inspector aus dem Rechner mit Energie versorgt und in den Pausen ausgeschaltet. 

Ergebnis:

Die Messwerte für 30 Minuten stiegen von Anfangs 3400 auf bis über 4800 nach 3,5 Tagen. Die mit EXCEL ausgewertete Messreihe sieht man links. Um die statistische Streuung auszugleichen, wurde eine Trendlinie eingefügt. 

Erklärung:

Ist Radon in dem Material vorhanden, dann lässt das einerseits den Schluss zu, dass Spuren von Uran enthalten sein müssen. In dessen Zerfallreihe taucht auch Radon auf. Zum Anderen ist der Radongehalt leicht nachweisbar, denn das Gas lagert sich gerne an Aktivkohle an. Mit dem Radon bleiben auch die Folgeprodukte Polonium, Blei, Wismut usw. gefangen und erhöhen damit lokal die Aktivität. Das geht bis zu einem Gleichgewichtszustand. Jetzt zerfällt genau so viel an Kernen, wie andererseits durch die Radonexhalation nachgeliefert werden. 

Die Kurve in der Grafik links oben zeigt diesen Anstieg der Aktivität bis kurz vor dem Gleichgewicht. Sie ist somit der Nachweis dafür, dass der Tuffstein Spuren von Uran enthält. 

Ähnliches lässt sich mit Granit vornehmlich aus der Gegend um Flossenbürg in der Oberpfalz durchführen. Links ist ein Stück mit dem Aktivkohlefleck präpariert abgebildet. Der Stein alleine strahlt mit 109 CpM. Der Kohlefleck weist 756 CpM auf. Der Stein hat zwar eine sehr geringe Eigenaktivität, exhaliert jedoch eine Menge Radon. 

Mineralien aus der Gegend von Schwarzenfeld

In der Gegend von Schwarzenfeld wurde früher Flussspat abgebaut. Ganz nebenbei gibt es an bestimmten Stellen eine besondere Dreingabe. An den Spalten im tauben Gestein und zwischen den Flussspatgängen haben sich Kristalle der besonderen Art abgelagert. Teilweise sind die Autunitglimmer (die grünen Kriställchen im rechten Bild) noch sehr gut erhalten, teilweise jedoch schon verwittert. 

Autunit fluoresziert im UV-Licht grünlich wie die Urangläser, und natürlich spricht auch der Geiger-Müller-Zähler an. Mit ähnlichen Mineralien stellte H. Becquerel seine Autoradiografien her.

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